Das Liquid Feedback wächst und gedeiht. Über 3000 Teilnehmer hat es schon und es quillt geradezu über vor Initiativen. Es ist schwer einen Überblick zu behalten, aber wenn die Buchpreisbindung Thema wird, erregt das ganz besonders meine Aufmerksamkeit und weckt ein gewisses Mitteilungsbedürfnis.
Ich erlebe immer wieder, dass Menschen nicht wissen (oder sich zumindest nicht bewußt sind), dass es in Deutschland eine Buchpreisbindung gibt oder was das ist. Dazu sei auf den entsprechenden Wikipedia-Artikel verwiesen.
Die Buchpreisbindung war nie unumstritten und es gibt eine Menge Pros und Contras, die auch in den Liquid-Feedback-Initiativen und den Diskussionen rundherum wiedergegeben werden. Was ich dem ganzen hier hinzufügen kann und möchte, ist nur meine ganz persönliche Perspektive.
Buchhändler ist der Beruf, den ich ursprünglich gelernt habe (Ich war allerdings nach der Ausbildung nie als Buchhändler tätig). Auch das ist etwas, das vielen Menschen nicht bewußt ist: Buchhändler sind nicht einfach „nur“ Verkäufer. Es ist tatsächlich ein eigener und als solcher anerkannter Beruf mit dreijähriger Ausbildung und eigenen Fachklassen an den Berufsschulen. Als ich 1997 meine Ausbildung begann, gab es vor Ort ein Paar kleinere Buchhandlungen und die Filiale einer großen Kette. Mein Ausbildungsbetrieb war eine der kleineren Buchhandlungen, ein traditioneller Familienbetrieb mit drei Geschäften in dieser und einem in einer Nachbarstadt.
Eigentlich hätte alles ganz einfach sein können. Grundsätzlich hatte eigentlich nichts gegen eine friedliche Koexistenz der verschiedenen Buchläden gesprochen. Die Buchpreisbindung dient unter anderem auch dazu, eine solche Koexistenz zu ermöglichen. So hinge die Wahl der Buchhandlung von anderen Faktoren, als dem Preis ab. Von der Qualität der Beratung, vom Bücherbestand im Laden, von der Geschwindigkeit, mit der nicht vorrätige Bücher beschafft werden können…
Die Kettenfiliale hatte aufgrund der Größe beim im Laden vorrätigen Bestand natürlich die Nase vorne. Das sorgt für jede Menge Laufkundschaft und einen wesentlich höheren Anteil an Spontankäufen. Wer Wert auf gute Beratung legte, suchte hingegen die kleineren Buchhandlungen auf. Dies galt auch für jene, die etwas ausgefallene Bücherwünsche hatten. Die entsprechenden Bücher existierten für die große Kettenfiliale nämlich schlichtweg nicht, da die Zwischenhändler sie nicht führten und die Kette in solchen Fällen einfach nicht direkt beim Verlag bestellte. Alles in allem eine recht ausgeglichene Situation, die für die kleinen Buchhandlungen zwar nicht leicht war, aber funktionierte. Nicht zuletzt auch wegen der Buchpreisbindung. Wie gesagt: es hätte schön sein können.
Die große Kettenfiliale war quasi direkt nebenan und vergleichsweise jung. Dort waren auch nicht nur Buchhändler beschäftigt, sondern auch fachfremde Personen, die tatsächlich einfach „nur“ Verkäufer waren. Die Kette, zu der diese Filiale gehörte, war Teil eines Einzelhandelkonzerns, der auf verschiedensten Geschäftsfeldern tätig war. Und da begannen die Probleme.
In vielen Geschäftsbereichen sind Angestelltenrabatte etwas ganz alltägliches. Auch der Buchhandel bildet da keine Ausnahme und auch in meinem Ausbildungsbetrieb gab es solche Rabatte. Solche Preisnachlässe sind aber im Buchhandel recht streng reglementiert. Die Rabatte dürfen natürlich nicht weitergegeben werden und in Mischbetrieben dürfen natürlich auch nur die tatsächlich buchhändlerisch tätigen Mitarbeiter Rabatte bekommen. Dadurch soll ein Untergraben der Preisbindung verhindert werden.
Blöderweise waren der großen Buchhandelskette diese Regeln egal. Das war insofern problematisch, da der dahinterstehende Konzern noch mehrere Geschäfte in der Stadt inklusive der dazugehörigen Servicezentren mit Verwaltung und Logistik zu bieten hatte. Mit jeder Menge Angestellter. Und all diesen Angestellten wurde grundsätzlich die Möglichkeit eingeräumt, auch einen Rabatt auf Bücher zu erhalten, wovon nicht wenig Gebrauch gemacht wurde. Rabatte, die diese auch gerne an weitere Personen weitergaben. Da aber dadurch die Qualität der Kettenfiliale nicht stieg, nahm das sogar so groteske Formen an, dass sich Kunden von den kleineren Buchhändlern ausführlich beraten ließen, danach aber ein Stückchen weiter zur Kette gingen, um da ihren rechtswidrigen Rabatt zu nutzen. Das machte sich natürlich auch in den Kassen der kleineren Buchhandlungen bemerkbar.
Auch beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels blieb das nicht unbemerkt und die Buchhandelskette wurde wegen ihres Fehlverhaltens abgemahnt. Das Blöde an solchen Abmahnungen ist nur: sofern die überhaupt mit Kosten verbunden sind, sind die so gering, dass die Ketten sie quasi aus der Portokasse bezahlen können. Peanuts im Vergleich zu den zusätzlichen Einnahmen.
Zusätzlich wandte die Kettenfiliale eine weitere bei größeren Buchhandlungen nicht unübliche und recht problematische Praxis an: Sonderangebotstische. Nun ist der Bücherpreis aber gebunden. Wie kann es da Sonderangebote geben?
Gar nicht. Was auf diesen Wühltischen auslag, waren zum einen Teil veraltete Auflagen. So weit völlig in Ordnung und auch von kleinen Buchhandlungen praktiziert (die sind jedoch nicht so dreist, das Sonderangebote zu nennen). Zum anderen, das ist der problematische Teil, angebliche Mängelexemplare. Sah man sich diese Bücher jedoch genauer an stellte man in der Regel fest, dass der einzige Mangel eine durch den Handel selbst angebrachte Markierung, meist mit Filzstift, war. Oft waren die Bücher sogar noch eingeschweißt und die Folie nur leicht eingeritzt um mit dem Stift heranzukommen. Ein kleiner Strich und schon galt das Buch als beschädigt und konnte billiger verkauft werden. Es war schlicht ein weiteres Untergraben der Preisbindung, das zusätzliche Kunden locken sollte. Halten wir dies im Hinterkopf, ich werde gleich nochmal darauf zurückkommen.
Alles in allem waren mit dem Auftauchen der Kette und ihrer unfeinen Praktiken harte Zeiten für die kleineren Buchhandlungen angebrochen. Die Konsequenzen kann man jetzt sehen. Nicht nur auf Anhieb, sondern auch mit einigem Überlegen fallen mir in der Innenstadt nur zwei der kleineren Buchhandlungen ein, die diese erste Runde des Kampfes überlebt haben. Eine davon gehört zu einer Buchgemeinschaft, die andere ist mein Ausbildungsbetrieb. Auch an letzterem ist das ganze nicht spurlos vorüber gegangen.
Die Kette gibt es nicht mehr. Zumindest nicht mehr unter dem damaligen Namen. Durch Übernahmen und Fusionen hat der Name zweimal gewechselt. Der dahinter stehende Konzern ist derselbe geblieben. Man kann ihr zugute halten, dass sich dadurch die buchhändlerische Qualität leicht zum besseren hin verändert haben mag. Ob man gleiches auch von den Geschäftspraktiken sagen kann, darf nicht gänzlich unbegründet bezweifelt werden. Auf zur aktuell laufenden Runde zwei im Buchhandelskampf.
Zumindest mit den Angestelltenrabatten scheint die Kette nicht mehr so freigiebig umzugehen. Dafür scheint sie sich aber anderweitig Rabattschlachten zu liefern. Immer wieder werden Vorwürfe laut die Firmenleitung versuche den Verlagen besonders günstige Einkaufkonditionen geradezu abzupressen. Das ist ihr durchaus zuzutrauen, ist sie doch auch sonst recht dreist. Vor einigen Jahren forderte sie sogar, die Verlage sollten sich finanziell am Aufbau neuer Filialen beteiligen. Derartige Ideen sind durch die in der ersten Runde erkämpfte starke Position ein leichtes.
Die Tische mit den „Sonderangeboten“ gibt es immer noch. Es sind sogar mehr geworden. Was natürlich auch den Vermutungen bezüglich überzogener Rabattforderungen weiteren Wind gibt. Wer billiger einkaufen kann, kann auch vermehrt angebliche Mängelexemplare verschleudern. Ziel ist es, auch die restlichen kleinen Buchhandlungen vom Markt zu drängen. Dazu wird die Preisbindung auch immer offener und direkter kritisiert und eine Abschaffung gefordert.
Da ist nur eine Anekdote am Rande, dass auch zu anderen Tricks gegriffen wird. Es wird sich nämlich nicht nur bemüht, tatsächlich billiger zu sein, sondern auch, einfach nur den Eindruck zu erwecken. So hat die Kettenfiliale zum Beispiel seit einiger Zeit auch eine völlig überflüssige Rolltreppe. Sogar doppelt überflüssig, denn zum einen führt sie nur nach oben (nach unten führt nur eine ganz normale Treppe), zum anderen ist direkt daneben ein Aufzug. Warum so viel Aufwand für nur ein Obergeschoss? Während der Ausbildung wurde ich mehrfach damit konfrontiert, dass es wohl mal eine Untersuchung gegeben haben soll, der zufolge Kunden automatisch davon ausgingen, dass Waren billiger wären, wenn es in dem verkaufenden Geschäft eine Rolltreppe gab. Sowas ist natürlich in einem Geschäftsbereich mit preisgebundenen Waren besonders interessant. Zumal wie gesagt viele Menschen gar nicht wissen, dass es die Buchpreisbindung gibt.
All dies könnte man nun leicht mit einem Schulterzucken als freien Wettbewerb auf einem freien Markt abtun. Aber das ist es nicht, weder mit Preisbindung, noch ohne.
Mit Preisbindung ist es kein fairer und freier Wettbewerb, solange große Ketten sie untergraben können und ehrliche kleinere Buchhändler dadurch die Arschkarte haben. Wie gesagt: von all den kleineren Buchhandlungen, die es vor 15 Jahren hier noch gab, ist kaum noch eine übrig.
Aber auch ohne Preisbindung wäre dabei an fairen und freien Wettbewerb nicht zu denken. In einem solchen würde der Preis nach Angebot und Nachfrage bestimmt und bei Konkurrierenden Produkten wäre auch die Qualität der Ware ein maßgebliches Kriterium. Nun ist bei Büchern die Qualität der Ware überall die gleiche. Wenn ich ein Buch im einen Laden kaufe unterscheidet es sich in nichts von dem gleichen Buch in einem anderen Laden. Der neueste Mankell-Krimi ist überall das gleiche Buch in gleicher Qualität. Warum sollte sein Preis allein von der Marktposition des verkaufenden Geschäftes bestimmt werden?
Man darf sich auch nicht der Illusion hingeben, der daraus resultierende Preiskrieg führe dazu, dass Bücher billiger würden, wenn die Preisbindung fiele. Das mag für den Anfang zutreffen, solange es vor Ort überhaupt noch Konkurrenz gibt. Doch das wäre nicht lange der Fall und am Ende stünde vor Ort jeweils ein einziger Quasi-Monopolist, der recht freie Hand bei der Bestimmung der Preise hat. Die Folgen dessen kann man überall dort sehen, wo die Preisbindung tatsächlich abgeschafft wurde: die Bücher wurden im Schnitt erheblich teurer.
Einen wirklich fairen Wettbewerb kann ich hier nur mit einer starken Preisbindung sehen.
Und auch jenseits davon finde ich es einfach gut, zu wissen, was ein Buch kostet, ganz egal, wo ich es kaufe. Dass ich es einfach kaufen kann und mich später schlimmstenfalls über den Inhalt ärgern muss und nicht darüber, dass es in der Nachbarstadt oder auch nur in einem anderen Stadtteil billiger gewesen wäre.
Ich kann und werde meine Stimme keinem Vorhaben zur Abschaffung der Buchpreisbindung geben, die nur irgendwelchen Großkonzernen zu Gute kommt und den verbliebenen kleinen Händlern den Todesstoß versetzt. Daher unterstütze ich die Initiative zu Erhalt und Modernisierung der Buchpreisbindung. Für alles andere würde ich mich schämen.
pulegon
7. September 2010
Hab ich das eigentlich richtig verstanden, dass die Buchpreisbindungen – unter anderem – auch dazu dienen soll kleine Auflagen rentabel zu machen, also Produkte abseits des Mainstreams eine Refinanzierung der Produktion zu erlauben?
Was mir persönlich immer wieder auffällt, sind die ‚Mängelexemplare‘, gabs ne Zeit lang beim Schreibwarengeschäft um die Ecke für 2,50. Hab da allerdings nie Mängel gefunden.
Hab hier eine mittelgroße Buchhandlung mit gescheitem Angebot und ohne ‚Kette‘ dahinter. Der Service ist besser.
Was mich persönlich bei der Buchpreisbindung stört… ich kann ein Fachbuch in der 5.Auflage auf deutsch für den gleichen Preis erwerben wie die 10.Auflage der englischen Ausgabe, nur dass die auch doppelt so dick ist.
Pego
7. September 2010
Auch das wird vielerseits als ein positiver Aspekt der Buchpreisbindung betrachtet, ja.
Bei kleineren Buchhandlungen oder auch bei Schreibwarengeschäften u.ä. sind das meist tatsächlich Bücher, die mal als Mängelexemplare zurückgeschickt wurden. Mängel gibt es in den verschiedensten Arten und meist sind sie nicht sehr auffällig. Kann sein, dass da nur ein Paar Buchstaben verschmiert waren oder auch Seiten doppelt vorhanden o.ä. waren.
Bei den großen Buchhandlungen findet man im Rahmen der sogenannten Sonderangebote oft verschiedene Dinge. Teilweise sind das tatsächlich auch solche Mängelexemplare, Bücher, die aus anderen Gründen aus der Preisbindung gefallen sind oder andere Dinge, die niemals Preisgebunden waren. Allzu oft besteht der Mangel aber auch einfach nur darin, dass das Buch wie oben beschrieben vorsätzlich beschädigt wurde. Dazu reicht eben auch schon ein kleiner Strich mit einem Filzstift über die Seitenränder. Das Buch muss dazu nichtmal ausgepackt werden.
Das ist nachvollziehbar, aber durch einen Wegfall der Preisbindung würde sich das nicht zum Positiven ändern.
Der Markt für Fachbücher unterscheidet sich insofern z.B. von dem der Belletristik, dass es hier oft eine vergleichsweise starre Nachfrage und ein ebenso starres Angebot gibt. Es gibt in verschiedenen Berufssparten einfach Standardwerke, die jeder braucht. Das gibt den Verlagen natürlich die Freiheit, den ohnehin schon gerechtfertigt vergleichsweise hohen Preis für Fachbücher noch etwas höher anzusetzen. Fiele die Preisbindung weg, würden jedoch nicht nur die Verlage sondern auch die Händler dies zu ihrem Vorteil nutzen.
Das könnte zwar zu Beginn zu Preiskämpfen örtlicher Buchhandlungen führen, was die Preise vorübergehend senken könnte, aber in einem solchen Preiskampf würden die großen Ketten dominieren. Die kleineren Buchhandlungen müssten die entsprechenden Fachbücher früher oder später aus dem Sortiment nehmen und der Platzhirsch kann in Folge dessen den Preis beliebig nach oben treiben. Gerade Fachbücher würden dadurch schneller und stärker als alle anderen eine Preissteigerung erleben.
Zum von Dir angeführten Beispiel mit dem Vergleich zwischen englischer und deutscher Ausgabe lässt sich ohne weitere Informationen schwer genaueres sagen (was nicht heißen soll, dass das nach weiteren Informationen zwingend der Fall wäre :D). Da können viele Faktoren eine Rolle spielen. Die Preisbindung ist da jedoch untergeordnet. Möglicherweise sieht der Verlag auch einfach keine ausreichende Nachfrage für eine aktuellere Fassung. Ein Wegfall der Preisbindung würde daran nichts ändern. Ich würde sogar vermuten, dass auch nach einem Wegfall der Preisbindung die beiden Ausgaben das gleiche kosten würden, nur dass der Preis dann etwas höher wäre.
pulegon
10. September 2010
Zum von Dir angeführten Beispiel mit dem Vergleich zwischen englischer und deutscher Ausgabe lässt sich ohne weitere Informationen schwer genaueres sagen (was nicht heißen soll, dass das nach weiteren Informationen zwingend der Fall wäre 😀 ). Da können viele Faktoren eine Rolle spielen. Die Preisbindung ist da jedoch untergeordnet.
amazon.de >> carey sundberg 😉
mir ist schon klar, das die buchpreisbindung mit dem grundsätzlichen preis von fachbüchern eher weniger zu tun hat und das da mehr das im vergleich zur belletristik kleine publikum eine rolle spielt. ist mir nur aufgefallen, dass die tendenzen im fachbuchbereich zwiespältig sind. auf der einen seite, werden klassiker immer wieder neu aufgelegt und erweitert, auf der anderen seite werden aber auch bewährte bücher nicht aktualisiert oder einfach komplett eingestellt. mag auch damit zusammenhängen, dass es in dem bereich nur wenige verlage gibt, die eher als oligopol, denn als konkurierende unternehmen auftreten. spektrum akademischer verlag war einer der wenigen, die da etwas bewegung reingebracht haben, wurden aber 2007 auch von springer aufgekauft.
wie dem auch sei.
solange ebooks immernoch nur mit handschellen verkauft werden, wird das klassische buch nicht aussterben.
horst
7. September 2010
In kommenden Zeiten von eBook und PrintOnDemand die romantische Vorstellung vom kleinen netten Laden um die Ecke hochzuhalten ist weltfremd!
Buchläden werden langfristig der Digitalisierung genauso zum Opfer fallen wie Plattenläden, kleine Druckereien, Fotolabore und ähnliches. Das mag für die Betrofenen zwar schade sein ist aber unausweichlich. Dem Schmied, dem Räderer und dem Buchbinder weint heute auch keier mehr ernsthaft hinterher. Wer heutzutage den Verkauf von bedruckten Holzfasern noch lernt ist genauso realitätsfremd wie mein Freund der um die Jahrtausendwende tatsächlich noch Setzer gelernt hat und natürlich pünktlich zu seinem Abschluß durch Kopiergeräteund Druckmachienen ersetzt wurde.
Die Praxis von korupten Großunternehmen hat übrigens nicht mit dem künstlichen Monopol „Buchpreisbindung“ zu tun.
Pego
8. September 2010
Du verkennst den immer noch immensen Umfang des Marktes für Bücher, an dem sich in absehbarer Zeit auch nicht allzu viel ändern wird.
Und wo durch Preisbindung irgendeine Form von Monopol entsteht, darfst Du mir gerne einmal zeigen.
Bisher ist es im Gegenteil so, dass gerade die Preisbindung örtliche Monopolstellungen verhindert.
theobald tiger
23. März 2011
Mag sein, das in der weiteren Zukunft vielleicht mal keine „gedruckten“ Bücher mehr geben wird! Aber deshalb JETZT schon auf eine Preisbindung zu verzichten ist erstens kurzsichtig und zweitens zeugt es nicht gerade von einer demokratischen Einstellung!
Ich mag ein Träumer sein: Aber das gedruckte Wort wird es noch sehr lange geben (& hoffentlich auch die „kleine“ Buchhandlung, die mich auf Bücher aufmerksam macht, die bei Amazone & Co unter gehen!).
E Books (insbesondere Belletristik) haben bisher unterirdische Verkaufszahlen (im einstelligenProzentbereich) und alle Prognosen dieses „Wachstumsmarktes haben sich als falsch erwiesen!
Und: habt ihr mal überlegt, wie Menschen zukünftig denn Zugang zu Informationen haben sollen? An die Weltbevölkerung Reader verteilen? Oder sollen dann nur noch die Menschen Zugang zur Information haben, die es sich leisten können, einen elektronischen „Zugang“ zu haben? Damit 99% der Menschen in Afrika und großen Teilen Asiens von Informationen ausschließen???
Solche Forderungen sind für mich eine neue Form von Kolonialismus!
So schön nämlich diese bunte digitale Welt ist – vergesst NICHT, sie ist nur für ein paar wenige Menschen da!
Ach ja: Solange wir noch nicht mal elektronisch abstimmen können bzw wollen – weil unsicher – und deshalb den guten alten Wahlzettel benutzen (weil sicher) Sehe ich das Buch nicht wirklich in Gefahr!
schiffmo
27. Mai 2011
Dem Schmied oder anderen Metallberufen weine ich sehr schnell nach, wenn ich an einem Haus einen besonderen Einbau brauche, die Motorsäge kaputt ist oder sonstwas in die Richtung, Hufschmiede nicht zu vergessen, solltes Du ein Pferd haben. Kleine Druckereien braucht das ganze Vereinswesen ständig, sei es für Programmhefterl von Konzerten oder sonstige Dinge, die traditionell als Papier unters Volk kommen, ich habe da gerade wieder was in die Richtung erledigt. Für meine Begriffe war die beauftragte Druckerei groß (schätzungsweise eher mehr als 10 Mitarbeiter), ich kenne deutlich kleinere. Der Buchbinder ist zwar auch im Zurückgehen begriffen, spielt aber immer noch eine Geige, z.B. und nicht nur beim Binden von Zeitschriftenjahrgängen. Alternative ist nur das Beschaffen von Werkzeug und Aneignen der Fähigkeiten, was aber für Berufstätige einfach zeitlich nicht geht. Nur weil Du einen Beruf nicht brauchst oder jemand den Fehler macht, einen zurückgehenden Beruf zu lernen, sind die Berufe nicht überflüssig.
pulegon
23. September 2010
http://www.neue-braunschweiger.de/Wie_im_Buche_Graff_stabil_Thalia_gibt_Standort_auf/
Fällt mir grad ein, dass dich das interessieren könnte. Filialist gibt auf, der selbstständige Buchladen überlebt.
Stephan Beyer
2. Oktober 2010
Ich verstehe nicht so recht, was Bücher darin von anderen Warenarten unterscheidet. Ob ich eine Casio Exilim bei Amazon oder im Fotoladen um die Ecke kaufe, oder ob ich die Nutella im Rewe, Netto oder im „Lebensmittelgeschäft Müller“ kaufe, die Qualität unterscheidet sich doch auch nicht. Oder sehe ich das falsch?
Anonymous
3. März 2011
Bei Dir geht es um schnöde Fressalien, und beim Thema Buchpreisbindung ist das gekaufte „Produkt“ ein Kulturgut. Genau da liegt der Unterschied!
Anders ausgedrückt: Warum schlachtest Du nicht einfach Deine Kuschelkatze, um an ein Stück ersehnten Fleisches zu kommen, sondern gehst dazu extra bis zum Discounter oder Supermarkt, wo Du Steak oder ein Hähnchen kaufst? Die Katze könntest Du doch viel schneller und einfacher haben!
(Das war mein persönlicher Versuch, sich mit einem Vergleich dieser bizarren Denkregion anzunähern.)
Andreas
9. März 2011
Frag‘ mal einen hungrigen Menschen, ob er das von Dir so genannte „Kulturgut“ den „schnöden Fressalien“ vorzieht. Es ist doch alles eine Frage des Standpunktes, und es bringt unsere Gesellschaft sicher auf Dauer nicht weiter, wenn hier ein einzelnes Produkt (das Buch) gegenüber anderen Produkten dauerhaft gesondert behandelt wird.
Jonas M.
24. Februar 2011
Richtig.
Überall wo der Staat die freie Marktwirtschaft durch planwirtschaftlichen Zwang einzuschränken versucht, werden Marktteilnehmer durch allerlei kreative Maßnahmen versuchen, diesen Zwang zu umgehen. Das ist völlig normal, und wird auch immer so sein.
Fast immer führen diese dynamischen Nebeneffekte der planwirtschaftlichen Maßnahme zu neuen „Problemen“, die nicht selten den ursprünglich erwarteten Effekt der planwirtschaftlichen Maßnahme zunichte machen, oder sogar ins Gegenteil verkehren.
Mit der Buchpreisbindung haben Sie selbst ein treffendes Beispiel für so einen Fall genannt.
Ein weiteres prägnantes Beispiel ist z.B. das planwirtschaftliche Glühlampenverbot (zugunsten von Energiesparlampen), das – wie empirische Untersuchungen nahelegen – im Endeffekt den durchschnittlichen Energieverbrauch der Endverbraucherhaushalte höchstwahrscheinlich vergrößert hat, nicht verkleinert.
Weitere Beispiele gut gemeinter, aber letztendlich destruktiver, planwirtschaftlicher Eingriffe (in diesem Fall in den USA) zeigt dieses lustig gestaltete drei-minütige Youtube-Video auf: http://www.youtube.com/watch?v=pSwMEtuL-GQ
Die Lösung in solchen Fällen ist nicht, das Problem durch noch mehr staatlichen Zwang zu verschlimmbessern, und den dadurch auftretenden Nebeneffekten wiederum durch noch mehr staatlichen Zwang zu begegnen, usw. – denn die auf diese Weise angestoßene Spirale endet im günstigsten Fall mit massivem Kollateralschaden, und im ungünstigsten Fall erst beim vollständig und flächendeckend eingeführten totalitären Sozialismus.
Und das wollt, denke ich doch, nicht mal ihr Piraten, oder?
Die Lösung ist viel mehr, im jeweiligen Wirtschaftsbereich die freie Marktwirtschaft wiederherzustellen.
Doch, gerade dann.
Richtig.
Na und?
Es konkurrieren ja auch nicht die Produkte (Bücher), sondern die Unternehmen (Buchhandlungen).
Und für die ist Qualität des einzelnen Produktes nur eine von vielen Möglichkeiten, um Kundschaft anzuziehen.
Wie der Verfasser des vorherigen Kommentars bereits andeutete, ist auch das Glas Nutella überall exakt dasselbe – und trotzdem zahle ich beim Edeka oder Tengelmann dafür das anderthalbfache von dem, was ich beim Aldi dafür zahle. Na und?
Sowohl der der Edeka-Center als der Tengelmann in meinem Stadtteil gehen deshalb nicht bankrott. Beide setzten nur eben nicht auf „billig“, sondern auf andere Alleinstellungsmerkmale, um Kunden anzuziehen. Der Tengelmann setzt z.B. auf seine günstige Lage in Stadtteilmitte, auf eine persönlichere Kundenbetreuung (inkl. Bonussystem für treue Kunden), usw., und der Edeka-Center setzt vor Allem auf seine große Produktauswahl die auch allerlei exotische Produkte enthält.
Auch den Buchhandel unterscheidet grundsätzlich nichts vom Lebensmittelhandel.
Wer als Unternehmer dem Kunden keinen wie auch immer gearteten Vorteil gegenüber der Konkurrenz bieten kann, sollte sich nicht beklagen, wenn das Geschäft nicht gut läuft – und erst recht nicht nach dem Staat schreien, auf dass der das unrentable Geschäftskonzept durch planwirtschaftliche Zwangseingriffe in die Marktwirtschaft künstlich am Leben erhalten möge.
Denn das ist alles andere als „fair“.
schiffmo
27. Mai 2011
Aber auch ohne Preisbindung wäre dabei an fairen und freien Wettbewerb nicht zu denken.
Doch, gerade dann.
Sehe ich hier einen naiven Glauben an die Heilungskraft des Marktes? Dieses alte Lied ist schon völlig ausgeleiert. Der Markt hat schon genug Schaden mit seinen „Heilungsversuchen“ angerichtet. Der Markt muß mit sinnvollen Regeln in sinnvolle Bahnen gelenkt werden. Nicht der „Sozialismus“ ist der Feind, sondern die mächtigen Akteure, sobald sie tun und lassen, was sie wollen.
Die Regeln müssen daher die kleineren und weniger mächtigen Akteure bevorzugen, denn die müssen sich an die Kundenwünsche halten und können ihren Kunden nicht aufdiktieren, was ihnen hilft.
freedomofspeech
7. März 2011
Also ich wiederspreche dir ausdrücklich: Die Probleme die du beschreibst sind nicht durch eine Buchpreisbindung lösbar, sondern durch eben diese entstanden.
Denn der Markt sterbt nun mal danach frei zu sein und seine Preise selbst bestimmen zu können. Das funktioniert in ALLEN Bereichen super. Wieso sollte dies bei Büchern nicht so sein? Deshalb sollte die einzige Veränderung, die Abschaffung einer Buchpreisbindung sein.
Andreas
9. März 2011
Ich kann kaum glauben, dass hier von jemandem, der den Piraten nahe steht, tatsächlich eine Preisbindung (für welches Produkt auch immer) befürwortet wird. Als Argument werden mal wieder die bösen Großkonzerne hergenommen, die den „Kleinen“ das Leben schwer machen. Jammer, jammer, jammer…
Warum fordert denn niemand eine Preisbindung für Musik? Oder ein Mindestpreis für Filme auf DVD oder BluRay wäre doch auch nett… Ist Musik denn irgendwie minderwertiger als ein Buch?
Es ist doch viel wichtiger, dass sich die Strukturen als solche ändern. Mit der Aufrechterhaltung überkommener Mechanismen wie Preisdiktaten kommen wir auf Dauer doch nicht weiter. Die Medienlandschaft verändert sich doch auf ganz anderer Ebene. Es wird bald gar keine Buchhandlungen mehr geben, weil auf Papier gedruckte Bücher einfach überholt sind.
Das mag meiner Generation noch unvorstellbar erscheinen und merkwürdig anmuten, aber es ist nicht zu ändern. Die Zukunft gehört dem eBook und damit auch unendliche neue Möglichkeiten für Schriftsteller, ihre Werke unabhängig von den Verlagen zu verbreiten. Wenn man nicht gerade John Grisham oder Henning Mankell heisst, ist man als Autor heutzutage doch nur ein Sklave der Verlagsindustrie. Jene und nicht die Autoren verdienen das richtig große Geld. Hier ist es ähnlich wie in der Musikindustrie. Aber die wenigsten Autoren nutzen die neuen Möglichkeiten bis jetzt und nur so kommt es, dass eBooks heute noch zum Teil teurer sind als gedruckte. Die Verlage versuchen zur Zeit verzweifelt, die Entwicklung zu ihren Gunsten zu beeinflussen, z. B. durch DRM. Aber wenn bald endlich mehr Leute mitdenken, kann sich diese Entwicklung zum Wohle aller Menschen ändern.
Also Leute: nicht zurück schauen und alten Zeiten nachtrauern, sondern lieber die Zukunft gestalten, die so oder so unaufhaltsam auf uns zukommt.
schiffmo
27. Mai 2011
Und ich kann kaum glauben, mit wie großer Unkenntnis hier an dieses Thema herangegangen wird. Wenn Du ein Buch verlegst, steht es Dir frei, festzulegen, zu welchem Endkundenpreis dieses Buch (genauer: diese Auflage) verkauft werden muß. Das nimmt den Preiskampf aus den Buchhandlungen und zwingt sie, auf anderen Bereichen zu konkurrieren: Breite und Tiefe des vorrätigen Angebots, Beratung, Bestellservice etc.. Das hat mit Planwirtschaft einen Dreck zu tun, denn der einzige, der plant, ist der Verleger. Mit einem Nichtbuch war das eben gerade unter meiner Mitwirkung ein örtlicher Verein.
Was genau stellst Du Dir unter einer Preisbindung für Musik vor? Solltest Du von der Annahme ausgehen, Musik wäre mit dem Verkauf von Tonträgern im wesentlichen erledigt, muß ich dich enttäuschen: Musik ist viel mehr, dazu gehört für viele das eigene Musizieren zwingend dazu. Eine Preisbindung würde hier bedeuten, daß ein Chorverein einheitliche Vereinsbeiträge festlegen muß. Das ist keine weltbewegende Neuheit, sondern eine vereinsrechtliche Selbstverständlichkeit. Ja, die allermeisten Musikschaffenden bezahlen auch noch dafür, daß sie Musik machen dürfen!
Ob die Zukunft dem eBook gehört, ist m.E. nicht im Ansatz absehbar. Dazu kommt noch, daß elektronische Veröffentlichungen Nachteile gegenüber Büchern haben, von denen ich nicht sehe, wie sie jemals aufgehoben werden können, zumindest ist mir keine Möglichkeit bekannt. Der Grund ist häufig, daß sie im Gegensatz zu Büchern nicht ohne technische Hilfsmittel ausgelesen werden können.
Das hat nichts mit Zurückschauen und dem Nachtrauern alter Zeiten zu tun. Hätte mein Musikverein 1956 seine Festschrift zum 110-jährigen Bestehen elektronisch herausgegeben, die Magnetbandspule hätte ich nicht lesen können. Genauso ginge es mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit in 55 Jahren dem Leser der soeben herausgegebenen Festschrift, wäre eine elektronische Veröffentlichung geworden. Da sie aus Papier ist, bin ich mir relativ sicher, daß sie, vielleicht sogar abgescannt und digitalisiert, in 55 Jahren bei der deutschen Nationalbibliothek verfügbar ist.
Katha
9. März 2011
Ich bin entäuscht darüber, von den Piraten hier her verlinkt worden zu sein!
eckenfels
10. März 2011
@Katha – ich auch, vor allem 2011 wo der Artikel ein Jahr alt ist (und nicht besser geworden ist). Ich frage mich was da auf der Homepage kaputt ist.
beartgang
28. Mai 2012
Ich möchte dem Autor als erstes einmal für seine Ausführung danken. Demokratie geht nur mit unterschiedlichen Meinungen und Diskussionen.
Auch dieser Beitrag hat mich jedoch nicht davon überzeugt dass eine Buchpreisbindung das Mittel zur Rettung des Buchmarktes ist. Der Buchmarkt stagniert seit Jahren ein Wachstum ist nicht möglich da die Buchpreisbindung dies verhindert. Der Grund dafür ist der überhöhte Preis für eBooks sowie gedruckte Bücher. Eine Liberalisierung des Marktes wäre die einzigste Möglichkeit hier Wachstumsimpulse zu setzen und dies kommt allen Buchhandlungen zu gute. Außer denen die wie z.B. die Musikindustrie nur damit beschäftigt ist sich über moderne Entwicklungen zu beschweren statt die Chancen die die Entwicklung bringt zu nutzen. Große Buchketten verdienen den Großteil ihres Geldes im übrigen schon lange nicht mehr mit Büchern sondern mit so genannten Non-Book-Artikeln. Dies schließt die Bunte Gießkanne sowie Plüschtiere etc. ein.
Der Markt bereinigt sich immer selber, siehe z.B. Schlecker, dies ist für die beteiligten alles andere als schön aber auch hier zählt nicht meckern sondern weitermachen.
Als Beispiel für einen liberalisierten Markt möchte ich mal den Markt für Elektronikgüter aufschlüsseln. Im Elektronikhandel sieht die Absatz-Verteilung laut GFK so aus: ca 50% Fachhandel ca. 25% MSH (Saturn-Media) 18% Internethandel, der Rest entfällt auf andere Verkaufsformen wie Versand etc. Dieser Markt ist seit guten 35 Jahren liberalisiert und es gibt den Fachhandel noch.
Wissen sollte allen Menschen zugänglich sein und dies ist nur durch eine Digitalisierung möglich. Sollten sich die Lesegeräte ändern wird das digitale Gut eben neu formatiert.
Es gibt in der EU mehrere Länder die in der Pisa Studie weit bessere Ergebnisse haben und dort gibt es keine Buchpreisbindung. Dieser Zusammenhang sollte mal untersucht werden.
@schiffmo welche Untaten hat denn der Markt angerichtet? Du hättest ohne den Markt heute nicht einmal die Möglichkeit ins Internet zu gehen. Linker Populismus ist heutzutage leider sehr weit verbreitet und ist nicht Zielführend. Die Nachfrage entscheidet was sie haben will, wenn der Kunde nicht bereit ist einen höheren Preis zu zahlen weil das Angebot ihm nicht passt, muss sich das Angebot ändern oder es verschwindet vom Markt. Schöpferische Zerstörung wird dies von Schumpeter genannten und diese ist schmerzhaft aber Heilsam. die Marktwirtschaftt ist die bis jetzt effizienteste Güterverteilungsmöglichkeit die uns Menschen bekannt ist.
Danke fürs lesen 😉