Das Thema ist so alt, wie die Piraten. Es begann schon mit dem geschlechtsneutralen Gebrauch von „Pirat“ gemäß Satzung und der Vermeidung des unsinnigen Binnen-Is: Sind die Piraten etwa Frauenfeinde, Sexisten, Machos? Und nun kocht es hoch. Quer durch die Blogs. Und ich frage mich: Häh?
Es ist nun wie gesagt nicht so, dass wir das erste Mal mit dieser Debatte konfrontiert werden. Diskussionen dazu gab es schon einige. Aber nie zuvor hatten wir hatten wir soviel Aufmerksamkeit, wie wir aktuell wegen der anhaltenden Erfolgswelle haben. Und nie zuvor war dieses Thema in nicht geringem Ausmaß Zentrum der Aufmerksamkeit, die uns zuteil wurde.
Dabei kann die Mehrheit von uns nicht verstehen, warum das überhaupt ein Thema sein sollte. Es gibt innerhalb der Piraten schlicht keine Geschlechter-Problematik. Ein Pirat ist ein Pirat, völlig unabhängig irgendwelcher körperlicher Merkmale. Was ein Mensch sagt und tut ist bei uns einfach wichtiger, als irgendwelche Etiketten, die man draufkleben könnte, die aber jenseits der Biologie wenig Sinn haben.
Ja, jetzt könnte man aufschreien „Hah, das sind weltfremde Männer-Ideen! Nur ein Mann ignoriert die Frauen-Problematik“. Wobei mich schon irritiert, dass es bevorzugt Frauen sind, die Begriffe wie „Frauen-Problematik“ verwenden und sich damit selbst als ein Problem klassifizieren.
War das jetzt sexistisch?
Nein, es war eine sprachliche Spitzfindigkeit, die erlaubt sein muss, wenn die „Gegenseite“ sich die Spitzfindigkeit herausnimmt, aus fehlenden Binnen-Is auf Frauenfeindlichkeit zu schließen.
Doch zurück zum Thema: Ist das ein rein männliches Wunschdenken? „Nein“, sagen vor allem auch viele weibliche Piraten. Sofern mir bei unserem zugegebenermaßen recht geringen Frauen-Anteil (die Zahlen, die ich kenne schwanken zwischen 5 und 10 Prozent; tatsächlich bewegt er sich wohl um die 6%) erlaubt ist, das Wort „viele“ zu benutzen.
Also: Was sagen und vor allem schreiben weibliche Piraten zu dem Thema?
Naja, lest es nach. Z.B. bei Mela, Elle, Anicatha und Silke.
Alles Frauen, alles Piraten, alle verschieden und alle mit ihren eigenen Ansichten zu dem Thema. Und keine scheint mir ein Problem innerhalb der Piraten zu sehen.
„Ja“ mag jetzt wieder jemand aufschreien „innerhalb der Piraten mag es das nicht geben, aber ausserhalb. Und das verschwindet nicht durch Eure Wunschvorstellung, in dieser Hinsicht eine Insel der Glückseeligen zu sein.“
Nö, stimmt. Probleme existieren ausserhalb durchaus. Und die verschwinden nicht alleine dadurch. Aber sie verschwinden auch nicht durch Binnen-Is und Frauenquoten.
Aber hier zeigt sich, was das eigentliche „Problem“ mit den Piraten diesbezüglich ist. Es gibt ein „Innen“ und ein „Außen“. Ein innerhalb der Piraten nicht existierendes Problem wird von außen hereingetragen. Man versucht es uns als Piraten aller Geschlechter aufzuzwingen, indem es durch die ganze unsinnige Debatte überhaupt erst geschaffen wird.
Aber das werden die Piraten nicht mit sich machen lassen. Wir beschäftigen uns mit dem Problem dann doch lieber „da draussen“, wo es real ist. Wo Diskriminierung und Schlimmeres nicht nur von Frauen tatsächlich existiert.
Und genauso verfahren wir auch mit Homosexualität, Migrationshintergründen, Hautfarben und was Menschen sonst noch so einfallen könnte. Innerhalb der Partei spielen sie keine Rolle. Aber nach außen werden wir klarmachen zum Ändern. In welcher Form wir das tun werden, ist noch nicht abzusehen. Aber sicher nicht mit Binnen-Is und Quoten.
Herbert
5. September 2009
Gut so Piraten, tun wir uns diese Proporzdebatten nicht an!
Ich hab den „Frauenproporz“ bei den Grünen von Anfang an mitbekommen. Da gab es die Realo und Fundi Lager wo die Männer dann die Freundin und die WG-Mitbewohnerinnen zu Proporzfrauen machen.
Das und andere unschöne Geschichten schadete nicht nur den Grünen, sondern auch den Frauen ganz allgemein.
Alleine der Begriff „Proporzfrau“, der mittlerweile im allgemeinen Sprachgebrauch angekommen ist, sollte zu denken geben.
Herbert
Bernd der Bessere
5. September 2009
Beim (ehem.) politischen Wettbewerb der Grünen ist die abfällige Bezeichnung „Quotenfrau“ für grüne SpitzenkandidatInnen ja durchaus geläufig. „Proporz“ hat dort eher eine Bedeutung für die gleichgewichtete Besetzung irgendwelcher außerparlamentarischer Gremien wie Rundfunk- oder Versorgerverwaltungsräten.
Durchaus interessant ist der Aspekt, dass es in einer Partei mit zwei starken Flügeln (R+F) durchaus auch Proporzfrauen geben kann.
Balu
6. September 2009
Pirat und Piratin wäre genauso bescheuert wie Mensch und Menschin 😉
Pego
8. September 2009
Sei Dir bewusst, dass es das in einigen Sprachen durchaus in gewisser Weise gibt. Dort gibt es ein einziges Wort für „Mensch“ und „Mann“ und ein gesondertes Wort für „Frau“.
piratenaltenkirchen
25. September 2009
com certeza companheiro.
boelwerkr
8. September 2009
Ich glaube das Internet hat die Sicht auf das „Minderheiten-Problem“ verändert. Wer einen vernünftigen Satz schreiben kann ist ein Mensch, nicht mehr und nicht weniger. Jede Nachricht wird neu bewertet.
Ich versuche keine Pauschalurteile zu fällen. Ich kann jemandes Persönlichkeit als unakzeptabel finden, höre ihm aber dennoch zu, wenn er Fachlich fähig ist, oder eine fundierte Meinung hat. Genauso werde ich aber auch Wiedersprechen, wenn ich Gegenargumente habe, egal wer die andere Person ist. Dabei gibt es kein weiblich/männlich, schwarz/weiß, gesund/krank, intelligent/dumm, Irgendwas/das Gegenteil.